Hiller

Hiller
Hịller,
 
1) Ferdinand von (seit 1875), Dirigent und Komponist, * Frankfurt am Main 24. 10. 1811, ✝ Köln 11. 5. 1885; studierte u. a. in Weimar bei J. N. Hummel, wirkte 1828-35 als Pianist in Paris, 1836-37 als Dirigent in Frankfurt am Main, vertrat 1843 seinen Freund F. Mendelssohn Bartholdy als Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig, dirigierte in Dresden u. a. die Liedertafel, wurde 1847 Städtischer Kapellmeister in Düsseldorf, 1850 in Köln, wo er auch bis 1884 das von ihm organisierte Konservatorium leitete. Seine schriftstellerische Tätigkeit umfasst weithin das Musikleben seiner Zeit. Als Komponist von über 200 Werken (6 Opern, 2 Oratorien, u. a. »Die Zerstörung Jerusalems«, 1840, Kammer- und Klaviermusik) lehnte er sich stilistisch an R. Schumann und Mendelssohn Bartholdy an.
 
 
H. Hering: Die Klavierwerke F. v. H.s (Diss. Köln 1928);
 
Aus F. H.s Briefwechsel. Beitr. zu einer Biogr. F. H.s, hg. v. R. Sietz, 7 Bde. (1958-70).
 
 2) Johann Adam, Komponist, * Wendisch Ossig (heute Osiek [Łużycki], Polen) 25. 12. 1728, ✝ Leipzig 16. 6. 1804; studierte an der Dresdner Kreuzschule bei Gottfried August Homilius (* 1714, ✝ 1785) Klavierspiel und Generalbass sowie an der Universität Leipzig. 1763 nahm er die Leipziger Abonnementskonzerte wieder auf, die er bis zur Gründung der Konzertgesellschaft und der Verlegung der Konzerte ins Leipziger Gewandhaus als »Liebhaberkonzerte« und »Concerts spirituels« leitete. 1789-1801 wirkte er als Kantor an der Leipziger Thomasschule. - Seine Singspiele, darunter »Der Teufel ist los« (1766), »Lottchen am Hofe« (1767), »Die Liebe auf dem Lande« (1768), »Die Jagd« (1770; bearbeitet von A. Lortzing, 1830) und »Der Dorfbarbier« (1771), bilden die Vorstufe der deutschen Spieloper; sein Liedschaffen ist für die Entwicklung der Gattung bedeutend. Hiller schrieb ferner Kantaten und Kirchenmusik, trat als Musikschriftsteller und Verfasser mehrerer Gesangsschulen hervor.
 
 
K. Peiser: J. A. H. (1894, Nachdr. Leipzig 1979);
 
Lebensläufe dt. Musiker, hg. v. A. Einstein, Bd. 1: J. A. H. (1915);
 K. Kawada: Studien zu den Singspielen von J. A. H. (Diss. Marburg 1969).
 
 3) Kurt, Publizist und Schriftsteller, * Berlin 17. 8. 1885, ✝ Hamburg 1. 10. 1972; gab 1912 die expressionistische Anthologie »Der Kondor« heraus; wurde als revolutionärer Pazifist von den Nationalsozialisten verhaftet; 1934 floh er nach Prag, 1938 nach London; seit 1955 lebte er in Hamburg. Hiller war ein eigenwilliger Verfechter einer sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung; mit seinen fünf Jahrbüchern »Das Ziel« (1916-24) war er der entscheidende Anreger und Förderer des Aktivismus. Bei der Verwirklichung seiner Ideen wies er dem Schriftsteller und damit der Literatur eine bedeutende Stellung zu; Hiller bediente sich einer exakten, zuweilen provozierend scharfen Sprache.
 
Weitere Werke: Die Weisheit der Langeweile, 2 Bände (1913); Geist werde Herr (1920); Verwirklichung des Geistes im Staat (1925); Profile (1938); Köpfe und Tröpfe. Profile aus einem Vierteljahrhundert (1950); Ratioaktiv. Reden 1914-64 (1966).
 
Autobiographisches: Leben gegen die Zeit, 2 Bände (1969-73).
 
Ausgabe: Politischer Publizistik von 1918-33, herausgegeben von S. Reinhardt (1983).
 
 
K. H., hg. v. Horst H. W. Müller (1969);
 K. Fritsche, in: Frankfurter Hefte, Jg. 25 (1970);
 J. Habereder: K. H. u. der literar. Aktivismus (1981).
 
 4) Lejaren A., amerikanischer Komponist, * New York 23. 2. 1924, ✝ Buffalo (N. Y.) 26. 1. 1994; wurde 1968 Professor an der State University of New York in Buffalo; widmete sich als Komponist und Theoretiker v. a. der Computermusik. Er komponierte u. a. 6 Sonaten für Klavier (1946-72), 7 Streichquartette (1949-79), 2 Sinfonien (1953, 1960), HPSCHD für 1-7 Cembali und 1-51 Tonbänder (1967-69, mit J. Cage), »Minuet and Trio« für 6 Spieler (1980), »3 Compositions« für Tonband (1983), Tango für Klavier (1984), »Expo '85« für Synthesizer und Tonband (1986) und Bühnenmusiken. Hiller referierte über »Informationstheorie und Computermusik« (aus dem Englischen, herausgegeben 1964).
 
 5) Wilfried, Komponist, * Weißenhorn 15. 3. 1941; studierte an der Hochschule für Musik in München, arbeitete seit 1968 mit C. Orff zusammen, trat mit neuen Präsentationsformen zeitgenössischer Musik hervor, erfolgreich v. a. mit Jugendopern und volkstümlichen Bühnenwerken, darunter »Der Goggolori«, ein bairisches Märchen mit Musik (1985, Text von M. Ende) und »Die Jagd nach dem Schlarg«, musikalische Clownerie (1988, Text von M. Ende), die Oper »Der Rattenfänger. Ein Hamelner Totentanz« (1993, Text von M. Ende); komponierte ferner den »Chagall-Zyklus« für Klarinette und Kammerorchester (1993) sowie das Klaviertrio »Niobe« (1996).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hiller — may refer to: * Hiller, Pennsylvania * Hiller Aircraft Corporation: ** Hiller Hornet ** Hiller Flying Platform ** Tanner Hiller Airport ** Hiller Aviation Museum ** Hiller X 18 ** Fairchild Hiller FH 227 ** YH 32 HornetHiller is the surname of: * …   Wikipedia

  • Hiller H-23 — Hiller UH 12 HTE 2 der United States Navy …   Deutsch Wikipedia

  • Hiller UH-12 — Hiller UH 12 …   Deutsch Wikipedia

  • Hiller — ist der Name von Orten: in Deutschland Hiller (Steinhausen an der Rottum), Ortsteil der Gemeinde Steinhausen an der Rottum, Landkreis Biberach, Baden Württemberg Hiller (Obertaufkirchen), Ortsteil der Gemeinde Obertaufkirchen, Landkreis Mühldorf… …   Deutsch Wikipedia

  • Hiller X-18 — Le X 18 lors d essais au sol Rôle ADAC/ADAV expérimental Constructeur …   Wikipédia en Français

  • Hiller X-18 — Hiller X 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Hiller — Lugar designado por el censo de los Estados Unidos …   Wikipedia Español

  • Hiller — Hiller, PA U.S. Census Designated Place in Pennsylvania Population (2000): 1234 Housing Units (2000): 567 Land area (2000): 1.517053 sq. miles (3.929149 sq. km) Water area (2000): 0.048246 sq. miles (0.124957 sq. km) Total area (2000): 1.565299… …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

  • Hiller, PA — U.S. Census Designated Place in Pennsylvania Population (2000): 1234 Housing Units (2000): 567 Land area (2000): 1.517053 sq. miles (3.929149 sq. km) Water area (2000): 0.048246 sq. miles (0.124957 sq. km) Total area (2000): 1.565299 sq. miles (4 …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

  • Hiller — Hiller, 1) Friedrich Konrad, geb. 1662 in Stuttgart, studirte seit 1680 in Tübingen die Rechte, war herzoglich württembergischer Kanzleiadvocat in Stuttgart u. st. 1726; er schr.: Denkmal der Erkenntniß, Liebe u. Lob Gottes etc. (172 geistliche… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hiller — Hiller, 1) Philipp Friedrich, Kirchenliederdichter, geb. 6. Jan. 1699 in Mühlhausen a. d. Enz, ward hier 1736 Pfarrer, 1748 in Steinheim bei Heidenheim, wo er 24. April 1769 starb. Eine vollständige Sammlung seiner (1079) geistlichen Lieder… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”